26.11.2001
22:57 Uhr

Mario Matt
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Ivica Kostelic
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Bode Miller
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Bode Miller
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Bode Miller
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Markus Eberle
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Heinz Schilchegger
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Heinz Schilchegger
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Armin Bittner
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Armin Bittner
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Klassepremiere der Herren beim Weltcup-Slalom in Aspen (Colorado)
von Armin Bittner
Endlich ist sie geschafft, die Umstellung auf die superkurzen Carver. Zwei Winter hat sich ein großer Teil der männlichen Slalom-Artisten doch sehr schwer getan, mit den neuen Geräten vertraut zu werden, zugegebenermaßen auch durchaus nachzuvollziehen, wenn geballte Körperkraft plötzlich auf einen ungemein eigendynamischen Ski trifft. Die Folge waren sehr oft unansehnliche Rennen, geprägt von mangelhafter Beherrschung der Synthese "Körper und Material", zahlreichen Ausfällen und relativer Langeweile. Stets die gleichen Gesichter im obersten Bereich der Ergebnislisten und riesige Abstände in den einzelnen Läufen.
Weniger Ausfälle:
All dies scheint nun der Vergangenheit anzugehören, so zumindest könnte man ein Fazit nach den beiden ersten Slalomwettbewerben ziehen. Im Vergleich zu den doch sehr einfachen Auftaktrennen der Damen in Copper Mountain einige Tage zuvor, hatten es die Herren bei ihren ersten beiden Auftritten im Stangenwald von Aspen ungleich schwerer. Eine sehr selektive Piste mit vielen Übergängen und ein äußerst ruppiger Kunstschneeuntergrund verlangten in Verbindung mit streckenweise kniffliger Kurssetzung Alles ab. Trotzdem gab es im Vergleich zu den beiden Vorjahren deutlich weniger Ausfälle, speziell auch solche, die unabdingbar mit fehlender Materialbeherrschung zu tun hatten. Den meisten Läufern ist es gelungen, endlich eine kompakte und zentrale Position mittig über dem Ski einzuschleifen. Nur so ist bedingungsloses Agieren und vor allem auch Attackieren möglich.
Eberle mit technischem Fortschritt:
Erfreulich speziell die Entwicklung von Markus Eberle, der mit diesem Problem nun schon mehrere Jahre zu kämpfen hatte und man die Hoffnung auf Besserung eigentlich schon bald aufgegeben hat. In Sachen Risikobereitschaft war in Aspen bei Eberle zwar noch deutlich mehr möglich, deshalb auch nur sehr mäßige Platzierungen. Technisch jedoch scheint die Grundlage für bessere Ergebnisse in naher Zukunft mehr gefestigt als in den vergangenen Jahren.
Matt glänzt - Österreicher noch nicht alle im Tritt:
Die Österreicher hatten wir alle als Mannschaft sehr viel stärker in Erinnerung. Zahlreiche Unzulänglichkeiten, Unkonzentriertheiten und viel zu wenig Aggressivität, sowie eine ungewöhnlich hohe Fehler- bzw. vor allem Ausfallquote zeichneten ein Bild von einer Mannschaft, die derzeit zumindest noch ein gutes Stück von der Vorjahresform entfernt ist. Einzig Weltmeister Mario Matt brachte konstant gute Leistungen, die mit Platz 1 und 3 auch redlich belohnt wurden.
Starke Norweger:
Die Norweger Aamodt und Kjus untermauerten eindrucksvoll ihre Anwartschaft, in dieser olympischen Saison in allen Disziplinen ein gewichtiges Wörtchen mitsprechen zu wollen. Die Franzosen haben wieder einmal sehr engagiert eine Saison begonnen, in der mit Jean-Pierre Vidal ein neuer Top-Star der Branche heranwachsen könnte. Altmeister Jure Kosir (SLO) bringt mit all seiner Routine auch wieder gute Zeiten ins Ziel und die Amerikaner marschieren mit bedingungsloser Attacke Richtung Salt Lake City, ohne jedoch die Sicherheit zu vermitteln, vielleicht auch zwei Läufe hintereinander in dieser Manier fehlerfrei hinunterbringen zu können. Bode Miller zeigte als Einziger mit seinem zweiten Platz, was hier noch möglich sein kann.
Finnlands Ex-Weltmeister Pallander hat sich wieder deutlich gefangen, der Brite Alan Baxter knüpft in etwa an seine Vorjahresleistungen an und Georgio Rocca (ITA) könnte nun in der Tat doch noch in Alberto Tomba's Fußstapfen treten, groß genug wären sie ja.
Sensationeller Kostelic:
Am ausgeglichensten von oben bis unten zeigte sich jedoch sensationell Ivica Kostelic (CRO). Der Bruder der alles überragenden Slalomfahrerin des Vorwinters machte zur Verblüffung vieler Beobachter eines ganz deutlich: "Nicht nur die Damen können etwas von den Herren lernen, sondern auch umgekehrt!"
Haargenau die gleichen Attribute, mit denen Janica ihre Mitkonkurrentinnen im letzten Winter zeitweilig zu Statisten degradierte, führten den unbekümmert auffahrenden Ivica zu einer Sternstunde des Alpinsports.
Mit Startnummer 64 bei extrem schwierigen Bedingungen einen Slalom zu gewinnen, war bisher einzigartig.
Kostelic stand wie eine Mauer mitten auf seinen Ski, kaum überflüssige Oberkörperbewegungen, ein enorm feinfühliger Kanteneinsatz gepaart mit einem schier magnetisch erscheinenden Kontakt beider Ski zum Schnee.
Wenn Ivica und Janica also tatsächlich so viele Gemeinsamkeiten haben, können wir uns auf äußerst ansehnliche und abwechslungsreiche Rennen im weiteren Saisonverlauf freuen. Den Österreichern ist also scheinbar innerhalb weniger Monate eine bärenstarke internationale Konkurrenz gewachsen. Gut so!
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